Bern ist eine beliebte Stadt. Jeder möchte in der malerischen Hauptstadt der Schweiz leben, doch der Wohnraum ist begrenzt. Hohe Mieten, starke Zuwanderung und begrenzte Bauflächen machen die Wohnungssuche zur Herausforderung. Während die Stadt mit neuen Konzepten wie Genossenschaftswohnungen und verdichteten Siedlungen das Problem zu lösen versucht, bleibt die Frage: Reicht das aus, um genug Wohnungen für alle zu schaffen?
Stellen Sie sich vor, Sie haben eine Wohnung in Bern gemietet und plötzlich kündigt Ihnen der Vermieter. Sie haben nun einige Monate Zeit, eine neue Wohnung zu suchen. Aber Sie finden einfach keine. Mal ist eine Wohnung viel zu teuer, mal zu weit weg von der Stadt, mal zu klein. Und irgendwann sind Sie gestresst und fragen sich, ob Sie überhaupt noch etwas finden. Ob sie aus Bern wegziehen müssen. Genau in dieser Situation befinden sich gerade viele Bernerinnen und Berner. Dieser Wohnungsmangel ist in Bern kein neues Phänomen. Schon seit längerer Zeit besteht in Bern ein Wohnungsmangel. Die Leerwohnungsziffer, die oft als Indikator für Wohnungsmangel herangezogen wird, liegt seit Jahrzehnten unter einem Prozent.
In der Schweiz findet derzeit eine starke Verstädterung statt, und immer mehr Menschen wollen in der Stadt oder in dessen Nähe wohnen wie die FDP-Politikerin und Stadträtin Chantal Perriard erklärt: ,,Es ist wirklich so, dass die Stadt Bern begehrt ist und immer mehr Leute in der Stadt Bern wohnen wollen’’. Dies vor allem, weil es dort mehr und bessere Arbeitsplätze gibt und man näher an allem ist, was man braucht. Dies führt zu einer steigenden Nachfrage nach Wohnraum in der Stadt Bern. Das sind aber nicht die einzigen Gründe für das Bevölkerungswachstum, denn die Bevölkerung wächst unter anderem auch durch Geburten und Zuwanderung, während das Wohnungsangebot nicht Schritt halten kann. Gleichzeitig bleibt die verfügbare Fläche begrenzt, da Bern nicht unbegrenzt wachsen kann. Ein grosses Problem ist deshalb der Platz. Phillip Wigger vom Stadtplanungsamt Bern: «Man versucht, dort zu bauen, wo die Infrastruktur bereits vorhanden ist. »
Ausserdem, so Stadträtin Chantal Perriard, werde viel zu langsam gebaut. Gründe dafür seien die vielen unterschiedlichen Bauvorschriften und der Mangel an Bauland für neue Wohnprojekte. Zusätzlich verzögern sich Projekte manchmal um Jahre, da es häufig zu Einsprüchen und Komplikationen mit Anwohnern kommt. Ein gutes Beispiel dafür ist das Viererfeld, ein Getreidefeld sowie einige Schrebergärten und ein Fussballplatz am Stadtrand nahe der Länggasse. Im Jahr 2016 wurde in einer Volksabstimmung beschlossen, das Areal zu kaufen und mit Hochhäusern zu bebauen. Damals wurde ein Baubeginn im Jahr 2023 angepeilt. Nun soll der Bau, wenn alles gut geht, im Jahr 2030 beginnen. Der Grund für die Verzögerung? Laut einer offiziellen Mitteilung der Stadt Bern ist es die Komplexität des Projekts, die man im Vorfeld nicht erkannt habe. Aber die Stadt will nicht nur neue Häuser bauen, sondern auch Alte vergrössern.
,,Mir ist sehr wichtig, dass Grünflächen erhalten, bleibe aber trotzdem muss man darauf schauen dass man eine Lösung findet für den Wohnungsnotstand den wir in der Stadt Bern haben’’, erzählt die Politikerin.
Die Stadt will höher bauen, sagt die Stadträtin: "Wir kommen nicht darum herum, höher zu bauen. Denn die meisten Häuser in der Stadt Bern sind heute drei- bis vierstöckig. Nun will man viele Gebäude um ein Stockwerk erhöhen, um viel neuen Wohnraum zu schaffen. Das ist aber wiederum mit viel Aufwand verbunden, denn es ist nicht einfach, in der Stadt ein Stockwerk auf ein Gebäude zu setzen. Zudem wollen Sie sicher nicht im Schatten anderer Gebäude stehen, auch darauf muss die Stadt achten. Andere Möglichkeiten, die die Stadt Bern im Auge hat, sind zum Beispiel, einige der vielen leerstehenden Bürogebäude in Wohnhäuser umzuwandeln oder an verschiedenen Orten neue Hochhäuser bauen. Viele Leute wollen allerdings nicht in einem Hochhaus wohnen. Doch die Stadträtin beruhigt: «Viele Leute haben das Gefühl, in einem Hochhaus wohne es sich nicht gut, aber wenn sie erst einmal eingezogen sind, sind die allermeisten sehr glücklich».
,,Von einer Wohnungsknappheit sind eigentlich alle betroffen. ’’, erzählt die Politikerin
Doch es nützt nichts, Hochhäuser in der Stadt Bern zu bauen, wenn die Wohnungen nicht bezahlbar sind. Dafür will die Stadt Bern sorgen und hat sich zum Ziel gesetzt, dass mindestens ein Drittel aller neuen Wohnungen preisgünstig sind. Damit soll eine soziale Durchmischung auch in reicheren Quartieren erreicht werden, und niemand soll sein Quartier verlassen müssen, weil die Mieten unerschwinglich sind. Um dies zu erreichen, arbeitet die Stadt Bern mit so genannten Wohnbaugenossenschaften zusammen, wie beispielsweise der Fambau mit Sitz in Bern sorgen dafür, dass auch Sie sich eine Wohnung leisten können. Wohnbaugenossenschaften achten vor allem auf günstige Mietpreise und eine Sozialplanung. Günstige Mieten können sie anbieten, weil Wohnbaugenossenschaften nicht gewinnorientiert sind und deshalb auch vom Staat unterstützt werden, damit es in Bern günstigen Wohnraum gibt. Isabella Biermann, Mitarbeiterin der Wohnbaugenossenschaft Fambau erklärt, dass es bei der Sozialplanung darum geht, die Bedürfnisse der Mieterinnen und Mieter zu kennen und denen nachzugehen. Dabei werden die Bewohnerinnen und Bewohner gefragt, was verbessert werden könnte, um ein Umfeld zu schaffen, das ihren Bedürfnissen entspricht und in dem sie sich wohl und sicher fühlen. Der andere wichtige Aspekt der Sozialplanung ist, dass die Wohnhäuser irgendwann renoviert werden müssen, wie z.B. jetzt im Holenacker, und man versucht, die Bewohnerinnen und Bewohner in der Zeit, in der ihre Wohnung renoviert wird, in anderen Wohnungen in der Nähe unterzubringen, bis das Haus renoviert ist. Das ist sehr wichtig, denn Sie wollen nicht aus ihrem Umfeld herausgerissen werden, keine Freunde für eine lange Zeit haben und sich dazu noch an die neue Umgebung gewöhnen. Da es schwierig ist, zwei Häuser mit hunderten Wohnungen gleichzeitig zu sanieren, sah man, dass zuerst das eine Haus saniert wurde und jetzt erst das andere Haus. Dabei wird auch auf Nachhaltigkeit geachtet, wie die Stadtplanerin und Sozialplanerin Isabella Biermann erklärt: «Beim Bauen entstehen die größten Emissionen, das hat sich dahingehend geändert, dass man eher überlegt, ob man abreißt oder neu baut oder ob man mit dem Bestand saniert und einen neuen Umgang findet». Ein weiteres großes Problem ist, dass wenn man in Bern im Sommer über den Boden geht, dieser sehr trocken ist. Gerade deshalb will man versickerungsfähige Materialien verwenden, damit das Wasser versickern kann.
Es muss definitiv etwas passieren, denn auch sie sehen höchstwahrscheinlich immer mehr Menschen auf der Strasse in Bern. Man muss deshalb dringend die Bauvorschriften verringern, sonst braucht es bei jedem Bau mehrere Jahre von der Planung bis zum Bau. Zudem müssen auch nachhaltige Baumaterialien oder recyclebare Baumaterialien benutzt werden. Ausserdem wird es immer typischer Pflanzen an den Häuser anzubringen, um ein gutes Klima zu haben. Ein wichtiger Aspekt ist ausserdem, wie eine Politikerin meint, dass man Wohnungen bauen muss, die man verkleinern oder vergrössern kann. Denn, falls man einmal eine Vierzimmer Wohnung hatte, als man eine Familie mit fünf Familienmitgliedern war und nach und nach eines auszog war man schlussendlich bei Beispielsweisen drei Familienmitgliedern in einer Vierzimmer Wohnung. Und dann braucht man eventuell nur noch drei Zimmer jedoch möchte man nicht ausziehen da man sich so sehr an die Umgebung gewohnt hat. Deshalb wäre das ein wichtiger Schritt in der Zukunft damit man innovativ bleibt. Ausserdem wissen wir, dass man in Bern dichter bauen muss. Diese Aspekte verstärken einen Beruf nämlich Urbandesign, dieser wird immer populärer in der Stadt Bern. Denn früher war der Fokus in Bern auf Verkehr, Wirtschaft und Infrastruktur, während die Gestaltung von öffentlichen Räumen, Grünflächen oder nachhaltigen Konzepten als zweitrangig galt. Heute ist Urban Design jedoch essenziell, weil Bern mit großen Herausforderungen konfrontiert sind. Die wichtigsten Aspekte sind die Grünflächen und die Dichte des Wohnungsbaus. Die Leute wollen nicht mehr irgendwie wohnen, sie wollen auch schön wohnen. Neben den Wohnungen selbst geht es da auch um alles um die Wohnungen drum herum. Man will viele Grünfläche in der Umgebung haben.
Die Wohnungsnot ist ein Problem, das immer mehr Menschen betrifft. In vielen Städten gibt es zu wenig bezahlbaren Wohnraum, und die Mieten steigen stetig. Gleichzeitig gibt es viele Ideen für den Wohnungsbau der Zukunft – von umweltfreundlichen Gebäuden bis hin zu neuen Bauweisen, die schneller und günstiger sein sollen. Doch eine wichtige Frage bleibt: Für wen wird eigentlich gebaut? Geht es nur darum, möglichst viel Geld mit Wohnungen zu verdienen, oder sollte Wohnen für alle Menschen bezahlbar sein?
Diese Entscheidung wird unsere Städte und unser Zusammenleben in den nächsten Jahren stark beeinflussen. Es reicht nicht aus, nur mehr Wohnungen zu bauen – wir müssen auch darüber nachdenken, wie wir in Zukunft wohnen wollen. Ist es nicht an der Zeit, Wohnraum als etwas zu sehen, das allen Menschen zusteht, und nicht nur denen, die es sich leisten können?